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Veganer – Diese Dinge hören sie ständig

Veganer haben im Alltag ständig mit Vorurteilen ihrer Mitmenschen zu kämpfen. Mal ist es das Getreide, das die bösen Pflanzenfresser den armen Tieren vor der Nase wegessen, mal wird mit dem erhobenen Zeigefinger auf die drohende Mangelernährung einer scheinbar uneinsichtigen Randgruppen-Spezies von Menschen gezeigt.

Veganer

Veganer ©iStockphoto/RossHelen

Diese scheinbar uneinsichtige Randgruppen-Spezies, die oftmals von konsumfreudigen, eigens ernannten Genießern, belächelt wird, ist im Grunde genommen gar kein Exot mehr. Immerhin ernähren sich Deutschland weit, nach Schätzungen des Vegetarierbundes (VEBU), inzwischen rund 1,2 Millionen Menschen vegan. Falls auch Sie zu dieser ethischen Einheit gehören sollten und die Vorurteile und Sprüche anderer leid sind, haben wir ein paar Punkte zusammen getragen, wie Sie Ihre fleischessenden Provokanten ein wenig verbal „die Butter vom Brot nehmen“ können und dabei gelassen bleiben.

Der Tag kann noch so harmonisch beginnen, spätestens beim Einkaufen, wenn Sie die Zutatenlisten einzelner Produkte studieren, ziehen Sie die ersten kopfschüttelnden Blicke Ihrer Mitmenschen auf sich. Wenn Sie zusätzlich einer leicht gestressten Verkäuferin durch die unvermeidliche Frage „Ist das vegan?“ ein großes Fragezeichen in die Augen zaubern, fühlt sich so manch einer, wie im falschen Film. Dabei ist der Dschungel des Supermarktes doch für Sie ohnehin eine ziemliche Herausforderung. Hier der Geruch von frischem Käse, dort der Anblick von Teilen unser gezielt hingerichteten und fein zerlegten tierischen Lebensgenossen, die für die fleischhungrigen Konsumenten das Leben lassen mussten.

Auch die Einladung zum Essen gehen, die Grillparty im Garten oder ein Kantinenbesuch kann zur wahren Herausforderung werden. Dennoch zeichnet sich in den letzten Jahren eine Einsichtigkeit, vor allem in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung, ab. Nun glauben Sie allerdings nicht, dass die meisten Gastronomen die Aufnahme von zwei, drei veganen Speisenangeboten, jenseits der Salatwelt auf der Speisekarte, aus purem Mitgefühl erschaffen haben. Natürlich wittert aus dem vegetarischen und veganen Trend auch jeder Geschäftsmann seinen Profit. Wobei selbst in der Gästebewirtung die Begrifflichkeiten des Vegetarismus und Veganismus oftmals vermischt werden. Also läuft letztendlich alles beim Bestellen wieder auf die unvermeidliche Frage, ob das Gericht vegan ist, hinaus. Und vor Ihrem geistigen Auge sehen Sie wieder die Unverständlichkeit Ihrer Mitmenschen auftauchen, gepaart mit Fragen, wie diesen:

Das sind die typischen Fragen an Veganer

1.) Ist ein nicht-vegetarisches Restaurant zum Essen gehen für Dich okay?
Die Fragen beginnen, präzise gesagt, schon vor dem Gastronomiebesuch. Wenn in herkömmlichen Restaurants die Nachfrage nach veganen Speisen und Gerichten steigt, wirkt sich das auf Dauer auf ein tierfreundlicheres Angebot aus. Langfristig gesehen werden auch eingefleischte Anti-Veganer vielleicht das eine oder andere auf der Speisekarte verlockend klingende vegane Gericht einmal ausprobieren. Fleischfreie Varianten gibt es inzwischen nahezu überall im Angebot. Notfalls sollten Sie beim Kellner nachfragen, ob er Ihnen ein entsprechendes Gericht, das frei von tierischen Komponenten ist, in der Küche zusammenbasteln lassen kann.

2.) Stört es Dich, wenn wir vor Dir Fleisch und Fisch essen?
Diese Frage gehört sicherlich zu dem am häufigsten gestellten. Das „wo“ es gegessen wird, ob direkt vor Ihren Augen oder hinter Ihrem Rücken, ist letztendlich für das Tier egal. Es musste ja ohnehin sein Leben lassen. Wenn der Geruch und Anblick des toten Tieres nicht einem allzu sensiblen Veganer-Magen ganz strikt den Appetit verdirbt, wird die Antwort aus einer toleranten Haltungsweise heraus vermutlich mit „nein“ ausfallen. Sie können aber schon darauf hinweisen, dass das Verspeisen des unfreiwillig gestorbenen Vier- oder Zweibeiners bzw. Zweiflossers die gleiche Konsequenz hat, wann und wo er verspeist wird.

3.) Tiere wurden doch schon immer gegessen – sie werden doch dafür gezüchtet!
So ganz ist diese These nicht richtig. Nicht ständig und nicht überall auf der Welt wurden schon immer Tiere gegessen. Natürlich werden Tiere gezüchtet, damit die fleischlüsternden Gaumen besänftigt werden können. Aber wenn etwas über Jahrzehnte oder Jahrhunderte in einer Kultur verankert ist, heißt es noch lange nicht, dass es gut ist. Im Gegenteil, wer reflektiert, was besser ist, kommt im Leben immer weiter. Hier kann viel Tierleid erspart bleiben.

4.) Aber Tiere fressen doch auch andere Tiere!
Da sollte Ihr Gegenüber im Grunde genommen froh sein, dass Sie ihm nicht gerade als ein hungriger Löwe gegenüber stehen. Fleischfressende Tiere haben einen Jagdinstinkt. Es gibt aber auch reine Pflanzenfresser in der Natur. Glücklicher Weise unterscheidet uns Menschen vom Tier die Entwicklung des Gehirns und die Fähigkeit zur ethischen Einordnung von unterschiedlichen Sachverhalten. Vielleicht hat Ihr Gegenüber einfach diese Fähigkeit noch nicht für sich entdeckt. Würde er oder sie das Fleisch essen wollen, wenn es selbst gejagt und zerlegt werden müsste?

5.) Deine Pflanzen auf dem Teller leiden doch auch!
Pflanzen sind keine Tiere und die meisten leisten keinen Widerstand, wenn sie geerntet oder aus dem Boden herausgezogen werden. Pflanzen haben keine Augen mit denen sie Sie flehend anschauen. Wer wirklich keiner Pflanze etwas zu leide tun möchte, entscheidet sich dazu, Frutarier zu werden. Dann werden nur Pflanzen gegessen, die geerntet werden können, ohne die eigentliche Stammpflanze in irgendeiner Form zu beschädigen. Zynische Zungen sagen oftmals, dass Frutarier nur das tote Obst essen, das freiwillig vom Baum gefallen ist und langsam anfängt, vor sich hin zu gammeln.

6.) Du kannst doch ohne tierisches Eiweiß gar nicht leistungsfähig sein!
Natürlich können Sie Ihren Eiweißbedarf auch über pflanzliches Protein decken. Zu viel tierisches Eiweiß kann dem Körper sogar schaden. Vor allem Hülsenfrüchte sind besonders reich an hochwertigem pflanzlichem Eiweiß. Auch Soja- und Vollkornprodukte, Nüsse, Samen, Pilze und Kerne sind gute Eiweißlieferanten. Beim Protein spielt nicht die Herkunft – ob tierisch oder pflanzlich – die Rolle, sondern welche Aminosäuren es enthält. Selbst einige Spitzensportler haben erkannt, dass die pflanzliche Variante sie ganz weit nach vorn bringen kann.

7.) Als Veganer bist Du mangelernährt und bekommst kein Vitamin B12!
Sicherlich müssen Sie als Veganer ein bisschen genauer hinschauen, was Sie essen. Aber von Mangelernährung kann keine Rede sein. Kein Veganer wird extrem abmagern, denn auch pflanzliche Lebensmittel liefern genügend Energie. Durch die hohen Anteile von frischem Obst und Gemüse erhalten Sie außerdem eine Vielzahl von Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen in viel höherem Umfang als Nicht-Veganer. Auf Vitamin B12, das in nennenswerten Höhen ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vorkommt, sollte allerdings in der Tat ein Fokus liegen. Mit diesem Vitamin angereicherte Soja-Produkte oder Säfte sind ein gutes Puls. Am sichersten kann es durch vegane Vitamin-B12-Supplemente gedeckt werden.

8.) Du weißt gar nicht, wie lecker das ist und was Du verpasst, wenn Du es nicht probierst!
Na ja, lecker? Sein Sie mal ehrlich. Sind unfreiwillig gestorbene Tiere oder unter Leid erzeugte Milchprodukte wirklich so erstrebenswert, dass man dabei etwas verpasst, außer ein schlechtes Gewissen? In unseren Breitengraden wissen die meisten Veganer ohnehin rein sensorisch- gustatorisch, wie Fleisch, Fisch, Eier, Milch, Milchprodukte und Honig schmecken, weil ein Großteil von ihnen früher einmal kein Veganer war. Erst aus ethischen, gesundheitlichen oder ökologischen Gründen haben sie sich dazu ganz bewusst entschieden. Die vegane Küche ist überaus lecker und bietet so eine Vielfältigkeit an, die den Genuss und Geschmack in keinster Weise zu kurz kommen lässt. Vor allem kann die Tierquälerei durch keinen noch so besonderen Geschmack in irgendeiner Weise gerechtfertigt werden.

9.) Also, ich selbst könnte auf meinen leckeren Käse und meine Milch nicht verzichten!
Selbst die durchschnittlichen Vegetarier machen uns Veganern das Leben hin- und wieder ein klein wenig schwerer. Viele Werbekampagnen, jeglicher Lifestyle und selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) heben Milch und Milchprodukte als besonders gesunde und geschmackvolle Lebensmittel hervor. Natürlich ist die Bandbreite der Rezeptkreationen mit Milch, Käse, Joghurt und anderen Milchprodukten umfassend groß. Für Milch gibt es ganz einfache Alternativen, wie Soja-, Mandel- oder Reismilch. Auch für Käse können sich die Ersatzprodukte und Alternativen sehen lassen, die einen käseartigen Geschmack oder Anblick erzeugen.

Kleiner Tipp: Schauen Sie aufs Etikett! Die Produkte sind zwar als vegan gekennzeichnet, können aber einiges an Zusatzstoffen und Aromen aufweisen. Am besten ist der Griff hier zu Bio-Produkten, die nur natürliche Zutaten zulassen. Außerdem gibt es jede Menge tolle vegane Brotaufstriche oder Rezepte zum Selbermachen, sodass es auf dem Brot nie langweilig wird. Wer ganz bewusst vegan lebt, wird ohnehin durchschnittlich weniger Brot zu sich nehmen. Letztendlich fühlen sich die anderen Mitmenschen zu schwach, der milchigen und käsigen Lust Stand zu halten. Da ist Ihre Ermutigung gefragt!

10.) Vegane Lebensmittel sind oft, wie Wurst und Fleisch geformt – warum?
Die Industrie hat sich in der Tat etwas einfallen lassen, um Vegetariern und Veganer, die über Jahre an Wurst- und Fleischwaren gewöhnt waren, den Einstieg zu erleichtern und vielleicht auch den einen oder anderen Fleischesser von ihren optisch ähnlichen Produkten zu überzeugen. Als ganz überzeugter Veganer essen Sie vermutlich ohnehin gar nicht oder nur selten Produkte, die Sie noch von der Form her an die tierischen Varianten erinnern.

Vegan zu sein bedeutet eine Lebenseinstellung zu haben, die vegan ist

Diese bezieht sich häufig nicht nur ausschließlich auf die Ernährungsweise, sondern auf den Lebensstil aus ethischen Gründen. So ist der Verzicht auf Lederschuhe, Daunenfedern, Kosmetika mit tierischen Anteilen und vieles mehr ganz bewusst gewählt. Essen und Trinken ist nur ein Teil dieser Lebensweise, der Ihren Mitmenschen besonders deutlich wird. Die erste Prämisse lautet immer, egal wie hirnrissig die Fragen Ihres Gegenübers sein mögen, bleiben Sie ruhig, gelassen und freundlich. Wenn Sie sich zur veganen Lebensweise entschieden haben, haben Sie sich bewusst dazu entschieden, ethisch anders zu sein und nicht den Massen nach zuströmen. Also ärgern Sie sich nicht über die Kommentare, sondern drehen Sie gedanklich den Spieß um und bedauern Sie die vielen Menschen, die nicht die eigene Stärke und Disziplin besitzen, sich von tierischen Gelüsten frei zu machen.

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